Wiedereinstieg nach psychischer Krise
Durch eine längere psychische Krise fällt man ziemlich schnell aus dem geregelten Arbeitsalltag. Wie gewinnt man nach einer solchen Krise neues Selbstvertrauen und wie kann man im Arbeitsmarkt wieder Fuss fassen?
Eine psychische Krise kann jeden von uns treffen: Durch Überarbeitung, Stress, Krankheit oder den Verlust eines geliebten Menschen werden wir aus der Bahn geworfen und kommen im Alltag nicht mehr zurecht. Professionelle Hilfe ist in einer so schweren Krise unverzichtbar und hilft, zu verarbeiten, Stabilität zu gewinnen und wieder auf die Füsse zu kommen ‒ auch beruflich.
Ines Keller und ihr Team der Fachstelle für berufliche Integration SRO AG widmen sich der beruflichen Integration von Klienten. Seit 2011 pflegt man eine enge Zusammenarbeit mit Arbeitgebern, Fachärzten und Versicherungen, um den beruflichen Neustart für Menschen nach einer psychischen Krise zu ermöglichen. Ines Keller erklärt: «Es hat 2012 mit einem Pilotprojekt begonnen, welches sehr erfolgreich verlaufen ist. Auf dieser Basis haben wir unsere Arbeit auf- und ausgebaut und arbeiten heute zu dritt in diesem Bereich.»
Erfolg dank guter Vorbereitung
Im Vorfeld einer beruflichen Integration stehen immer Gespräche mit allen Beteiligten ‒ Klienten, Versicherungen und Arbeitgebern. In dieser Phase wird versucht, die Möglichkeiten und Wünsche aller im Eingliederungsprozess beteiligten Parteien miteinander abzustimmen. «Diese Arbeit ist sehr zeitintensiv, da man für Klienten und Arbeitgeber gewisse Rahmenbedingungen definieren muss. Insbesondere der Arbeitgeber muss im Vorfeld eine gewisse Sicherheit haben, was seine Planung im Betrieb angeht, die mit dieser Arbeitsstelle zusammenhängt ‒ sowohl während der Krankheitszeit wie auch in der Zeit der Integration danach», erläutert Ines Keller. Denn in vielen Fällen beginne ein Mitarbeiter zunächst damit, seine bisherige Tätigkeit lediglich in einem Teilzeitpensum wieder aufzunehmen, welches schrittweise bis zur vollen Arbeitsfähigkeit erhöht wird.
Viele Wege ‒ ein Ziel
Nicht immer können Klienten an ihren alten Arbeitsplatz zurückkehren. Und nicht in jedem Fall können die Wünsche des Patienten vollumfänglich berücksichtigt werden, was den beruflichen Wiedereinstieg betrifft. Ines Keller: «In diesen Fällen muss über Alternativen nachgedacht und offen darüber gesprochen werden. Mitunter muss zunächst die Arbeitsfähigkeit aufgebaut werden, um sie anschliessend in eine bezahlte Anstellung vermitteln zu können. Dafür werden Trainingsplätze im ersten Arbeitsmarkt gesucht und organisiert. Vielfach kommt es so zu einer Win-win-Situation.» Denn das Ziel ist immer, die Klienten nach Möglichkeit wieder im ersten Arbeits markt zu integrieren. Ob zurück an den bestehenden Arbeitsplatz oder an einen neuen: Die Klienten und die Arbeitgeber werden von Anfang bis Schluss professionell vom Integrationsmanagement begleitet.
Eine Investition, die sich lohnt
In den vergangenen Jahren konnte das Team viele schöne Verläufe und tolle Entwicklungen von Klienten beobachten, wie Ines Keller betont: «Etwa 90 Prozent der Klienten schaffen eine gute Integration, nur etwa 10 Prozent müssen den Prozess aus gesundheitlichen Gründen abbrechen. Wir erhalten viele positive Rückmeldungen, sowohl von Klienten wie auch von Vorgesetzten und Personalstellen von Firmen. Viele Klienten sehen die überstandene Krise und ihren Neustart nicht als Makel, sondern sie sind hochmotiviert und stolz auf das, was sie erreicht haben. Und das dürfen sie auch sein.»
Gesund zu sein und einer Arbeit nachgehen zu können, ist nicht selbstverständlich ‒ und dennoch ein wichtiger Bestandteil des Lebens. «Das Schönste für uns ist es, zu sehen, welch eine positive Entwicklung diese Menschen durchlaufen und wie sie ein Stück Lebensqualität zurückgewinnen. Diese ganz persönlichen Erfolgsgeschichten motivieren uns, uns jeden Tag aufs Neue mit ganz viel Engagement und Herz für unsere Patienten einzusetzen.»
Gut zu wissen
Das Angebot der Fachstelle für berufliche Integration SRO AG steht allen Patienten der Psychiatrischen Dienste SRO zur Verfügung. Darüber hinaus werden auch Klienten beraten und begleitet, die von Versicherungen, externen Psychiatern, Sozialdiensten, Hausärzten oder von ihrem Arbeitgeber angemeldet werden. Die Fachstelle pflegt einen engen Kontakt zur Wirtschaft und setzt sich für eine gewinnbringende Zusammenarbeit ein.