Wechseljahre – ein Erlebnisbericht
Interview mit Gabriela H., 56 Jahre, verheiratet, Mutter von drei erwachsenen Kindern, berufstätig, kulturell und kirchlich engagiert.
Können Sie sich erinnern, wann Ihre Wechseljahre begonnen bzw. wie lange sie gedauert haben?
Gabriela H.: Angefangen hatte es damit, dass ich im Alter von 45 innerhalb von rund drei Monaten keine Menstruation mehr hatte. Dies blieb lange das einzige Anzeichen, bevor etwa fünf Jahre später die Hitzewallungen auftraten und nach weiteren fünf Jahren trockene Schleimhäute hinzukamen.
Was bedeutet es für Sie, körperlich und psychisch anders zu werden, unfruchtbar, weniger leistungsfähig bei gleichzeitigen äusserlichen Veränderungen wie Falten oder Gewichtszunahme?
Da ich mich nach der Geburt des dritten Kindes unterbinden liess, hatte ich mich mit dem Nichtmehrfruchtbar-sein bereits intensiv auseinandergesetzt. Mehr Mühe bekundete ich mit der Gewichtszunahme und dass ich diese zusätzlichen fünf Kilos nicht mehr wegkriege. Ja, die Fältchen, die gehören nun mal zu mir. Ich nenne sie einfach Lachfältchen, dies tönt schon mal besser. Zudem versuche ich, manchmal das Tempo zu drosseln und die Zeit bewusster zu geniessen. Wann, wenn nicht jetzt, mit zunehmendem Alter?
Bemerken Sie häufiger eine labile Stimmungslage? Wie reagieren Sie darauf?
Die Stimmungsschwankungen sind nach wie vor unangenehm. Aber ich stelle fest, dass die Menschen generell dünnhäutiger werden. Sensibilität hat durchaus auch positive Seiten. Mir persönlich helfen pflanzliche Produkte, wie die Traubensilberkerze. Wichtig sind in solchen Tagen auch Freunde, Licht und Bewegung.
«Ich spüre auch stark, dass ich toleranter, grosszügiger werde.»
Welches sind Ihre Hauptbeschwerden und die entsprechenden Auswirkungen?
Neben den Stimmungsschwankungen sind die trockenen Schleimhäute sehr unangenehm. Scheidentrockenheit bringt häufig mit sich, dass Sex nicht mehr gleich viel Spass macht, denn er ist oft mit Schmerzen verbunden.
Haben Sie mit Ihrer Gynäkologin darüber gesprochen?
Nein. Aber das werde ich beim nächsten Besuch sicherlich tun.
Wie stehen Sie einer individualisierten Hormontherapie gegenüber?
Da sich meine Beschwerden immer in einem mässigen Rahmen hielten, verzichte ich auf diese Möglichkeit. Ich glaube, das würde die unangenehmen Seiten der Wechseljahre nur hinauszögern.
Wo sehen Sie die Vorteile des Älterwerdens?
Ich finde es wohltuend, dem Jugend- und Schönheitskult nicht hinterherrennen zu müssen. Alles etwas ruhiger anzugehen, sagen zu können «das muss ich jetzt nicht mehr». Ich spüre auch stark, dass ich toleranter, grosszügiger werde.
Tun Sie bewusst etwas für Ihr eigenes Wohlbefinden?
Als ich vor vier Jahren kurz vor einem Burnout stand, wusste ich, dass ich endlich meinen Lebensstil verändern musste. Seither mache ich Yoga und nehme mir mehr Zeit für mich.