Neue Berufe: Klinische Fachspezialistin Chirurgie
Ein neues Berufsbild finden wir auf der chirurgischen Bettenstation im Spital Langenthal: Martina Früh arbeitet hier als erste Klinische Fachspezialistin Chirurgie nach einem berufsbegleitenden Studium in Zürich.
Martina Früh, welche Berufsausbildung haben Sie absolviert?
Ich habe 2013 mein Studium im Bereich Pflege mit dem Bachelor an der Fachhochschule in Bern abgeschlossen und habe dann vier Jahre in verschiedenen Positionen in der Pflege gearbeitet. Anschliessend begann ich 2018 das berufsbegleitende Studium, um zukünftig als Klinische Fachspezialistin arbeiten zu können. Wie wurden Sie auf das Studium zur Klinischen Fachspezialistin Chirurgie aufmerksam? Ich habe damals im Triemli-Spital in Zürich gearbeitet, welches für dieses Studium ein Pilotprojekt mit dem Spital Winterthur durchgeführt hat. Prof. Breitenstein hat dieses neue Berufsbild massgeblich entwickelt und war bei der Einführung in der Schweiz im Rahmen dieses Pilotprojektes federführend.
Was macht eine Klinische Fachspezialistin Chirurgie?
Es ist eine ärztlich orientierte Tätigkeit. Im Prinzip mache ich auf der chirurgischen Bettenstation die gleichen Arbeiten wie ein Assistenzarzt und bin ihm in meinen Aufgaben fast gleichgestellt. Ich übernehme bei meinen Patienten die ärztliche Betreuung, führe die Visite alleine durch, ebenso klinische Untersuchungen. Ich verordne auch Laboruntersuchungen, wenn diese notwendig sind, oder melde eine bildgebende Diagnostik an. Dabei arbeite ich auf Delegation der Kaderärzte und bespreche alle Fälle gemeinsam mit ihnen.
Was sind die Voraussetzungen für dieses Studium?
Man muss nach dem Bachelor mindestens zwei Jahre Vollzeit gearbeitet haben. Das Studium ist nur berufsbegleitend möglich, da es sehr praxisbezogen ist und man mindestens 50 Prozent nebenbei als Klinische Fachspezialistin tätig sein muss. Dies ist wichtig, da man während des Studiums von einem Facharzt im Berufsalltag betreut wird.
Welche Herausforderungen bringt die Arbeit als Klinische Fachspezialistin mit sich?
Es ist ein sehr junger Beruf. Dadurch ergeben sich im Berufsalltag neue Chancen und Möglichkeiten innerhalb einer Abteilung. Da dieses Berufsbild noch relativ unbekannt ist, besteht noch viel Erklärungsbedarf und man muss sich bewusst sein, dass man die eigene Rolle im Team mitentwickeln muss. Ich habe vorher in der Pflege gearbeitet und habe durch das Studium nun eine ärztliche Tätigkeit übernommen. Natürlich braucht man auch hier eine gewisse Einarbeitungszeit, da man viel selbstständiger arbeitet und mehr Verantwortung trägt.
Welche Vorteile ergeben sich durch diese Position im gesamten Team einer Station?
Ich bin jetzt seit drei Jahren im Spital Langenthal und konnte bereits einiges an Erfahrung sammeln. Da ich permanent auf der gleichen Station bin, entsteht eine gewisse Kontinuität, von der sowohl die Ärzte wie auch die Pflegenden und die Patienten profitieren. Ich bin bei Fragen sowohl für Patienten wie auch für die Pflege schnell verfügbar, wodurch längere Wartezeiten wegfallen. Da ich mit meiner Position einen Assistenzarzt auf der Station ersetze und so das gesamte ärztliche Team entlaste, haben die anderen Assistenzärzte die Möglichkeit, mehr Zeit im Operationssaal zu verbringen und dort Erfahrung zu sammeln. Durch meine permanente Präsenz auf der Station besteht natürlich auch ein entsprechendes Vertrauensverhältnis der Pflegenden gegenüber meiner Person. Nicht zuletzt sind es auch die Patienten, die mich schätzen und sich durch mein Fachwissen gut und kompetent betreut fühlen.
Text: Nathalie Beck, beckwerk.ch
Fotos: Manuel Stettler, stettlerphotography.ch