Bariatriezentrum mit ganzheitlichem Behandlungskonzept

Der Weg der Gewichtsreduktion verläuft selten gradlinig.«Der Erfolg einer bariatrischen Operation hängt davon ab, ob der Lebensstil und das Essverhalten nachhaltig verändert werden», sagt Dr. med. Michael Durband, stv. Chefarzt Chirurgie. Gleichzeitig weist er auf die intensive Nachsorge von bariatrischen Patienten und die Zusammenarbeit mit dem ZESA hin.

Viele Patientinnen und Patienten haben das Wunschdenken, dass nach einer bariatrischen Operation einfach alles gut ist. Dies, weil es sich um einen häufigen Eingriff handelt, welcher bei der Mehrzahl der Patienten in den ersten zwei Jahren zu einer deutlichen Gewichtsabnahme führt. Dadurch werden die Lebensqualität wie auch die Lebenserwartung signifikant verbessert. «Einerseits ist es eine radikale Operation, andererseits möchten sich immer mehr Patienten operieren lassen, weil dieses Verfahren aktuell die effektivste Methode zur Gewichtsreduktion bildet. Der Erfolg, besonders die Nachhaltigkeit des Eingriffs, hängt aber wesentlich von der Umstellung des Essmusters ab», betont Michael Durband. «Grundsätzlich führt die Operation zu einer neuen Situation hinsichtlich der Essensmenge. Anfänglich reduziert sich die Portionengrösse drastisch. Unmittelbar nach der Operation verändert sich der Stoffwechsel auf hormoneller Ebene, wo vermehrt spezielle Botenstoffe des Stoffwechsels im Blut messbar sind. Dadurch wird das Abnehmen extrem erleichtert und gleichzeitig die Umstellung des Essmusters unterstützt.» Dies braucht Zeit, da grosse Anteile des Essmusters ähnlich wie ein Bauplan vererbt werden und in der Entwicklung mit Emotionen, Essgewohnheiten und Kindheitserinnerungen verknüpft sind. Gemäss heutigem Wissensstand ist rund 80 Prozent der Adipositas genetisch bedingt. Die Operation sind eine Art Trick oder Chance, um die nötige Zeit zu erhalten, das Essmuster nachhaltig zu verändern.

Umfassende Aufklärung bezüglich Operationsmethoden

«Als Primärzentrum führen wir im Spital Langenthal verschiedene Verfahren der Bariatrischen Chirurgie durch. Dabei halten wir uns an die Richtlinien der Schweizerischen Gesellschaft für Bariatrie. Für die Durchführung einer Operation müssen zwei Kriterien erfüllt sein: ein BMI von 35 kg/m2 und zwei Jahre konservative Therapiebemühungen ohne Erfolg», informiert Michael Durband. Das ist gleichzeitig die Grundlage für eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse. In einer sorgfältigen Vorabklärung erfahren die Patienten, was sie erwarten können und welche Operation für sie am geeignetsten  Beispielsweise wird Patienten mit Diabetes oder einer Refluxerkrankung eher ein Magenbypass empfohlen. Bei diesem Verfahren wird ein kleiner Vormagen vom Restmagen abgetrennt und neu mit dem Dünndarm verbunden. Eine andere Operationstechnik ist die Schlauchmagenbildung. Dabei werden rund drei Viertel des Magens entfernt und zurück verbleibt ein schlauchförmiger Restmagen. Beide Eingriffe ermöglichen nur noch die Aufnahme kleiner Essmengen. «Es gibt jedoch komplexe Fälle, die nicht im Primärzentrum operiert werden können; sei es wenn der BMI über 50 kg/m2 ist oder wenn schon Voroperationen gemacht wurden. Diesen Patienten können wir eine exklusive Möglichkeit anbieten mit einer Operation im Lindenhofspital», verdeutlicht der Chirurg. Für den Eingriff im Berner Referenzzentrum werden die Patienten von Michael Durband persönlich in den Operationssaal begleitet, wo er im OP-Team assistiert. Die langjährige Nachbetreuung erfolgt dann wieder durch die Ärzte und Ernährungstherapeuten im Spital Langenthal.

Interdisziplinäres Behandlungskonzept

In Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Essstörungen und Adipositas (ZESA) werden die Patienten mit psychiatrisch-psychotherapeutischen Abklärungen für bariatrische Eingriffe und mit der Psychotherapie in der Nachsorge ganzheitlich unterstützt. Michael Durband betont: «In unserem Primärzentrum geht es nicht allein um die Operation, sondern, dass es auch zwei Jahre danach gelingt, das veränderte Essverhalten beizubehalten. Dieses interdisziplinäre Behandlungskonzept hebt uns von anderen Bariatrie-zentren ab. Unsere Zielsetzung ist das Erreichen der Nachhaltigkeit.»

Text: Brigitte Meier
Fotos: Manuel Stettler, stettlerphotography.ch

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