Integrierte Patientenversorgung: alle für einen
Integrierte Patientenversorgung heisst, den Patienten ganzheitlich im Auge zu haben und ihn entsprechend zu behandeln. So werden alle medizinischen Dienstleistungen aufeinander abgestimmt: von der ambulanten Behandlung beim Hausarzt über den stationären Aufenthalt im Spital bis hin zur Rehabilitation. Wie profitieren die Patienten von diesem Konzept und warum ist eine ganzheitliche Behandlung so wichtig?
Wenn früher ein älterer Patient nach einem Sturz mit einem Knochenbruch ins Spital eingeliefert wurde, hat man sich fast ausschliesslich um die Fraktur gekümmert und den Patienten dann wieder nach Hause entlassen. Heute ist dies anders, denn man stellt sich auch die Frage, warum der Patient überhaupt gestürzt ist: War dem Patienten vielleicht schwindlig? Und wenn ja, wo ist die Ursache dafür zu finden?
Den Ursachen auf den Grund gehen
Oft ist das, was man als Arzt auf den ersten Blick sieht, nur die Spitze des Eisberges, wie Dr. med. Ramin Atefy, stellvertretender Chefarzt Medizinische Klinik im SRO und Ärztlicher Leiter des Gesundheitszentrums Jura Süd in Niederbipp sowie der Hausarztpraxis Wynau, weiss: «Niemand ist gerne krank und kaum jemand spricht gern über seine körperlichen Schwächen. Daher ist es wichtig, dass insbesondere Hausärzte und die behandelnden Ärzte im Spital das persönliche Gespräch mit den Patienten suchen, um in kurzer Zeit möglichst viel zu erfahren. Denn nur so gelingt es uns, den möglichen Ursachen, die zum Beispiel zu einem Sturz geführt haben, auf den Grund gehen zu können und diese zu behandeln, damit sich so etwas nicht wiederholt.»
Gute und möglichst vollständige Informationen sind entscheidend
Wird ein Patient vom Hausarzt aufgrund eines gesundheitlichen Problems für weitere Abklärungen zum Spezialisten ins Spital Langenthal überwiesen oder stationär aufgenommen, ist es wichtig, dass dem nun behandelnden Arzt möglichst viele Patienteninformationen vorliegen, bevor er den Patienten zum ersten Mal sieht. Denn nur so ist es möglich, sich ein vollständiges Bild machen zu können, bestätigt Dr. med. Alexander Wenemoser, stellvertretender Chefarzt Innere Medizin: «Für uns ist es sehr wertvoll, wenn wir möglichst viele und gut aufbereitete Patienteninformationen von den Hausärzten erhalten: Diese Informationen sind für eine ganzheitliche Behandlung absolut entscheidend, damit wir sie nicht alle neu zusammentragen und bewerten müssen.
Wenn jemand über den Notfall eingeliefert wird, müssen wir diese Informationen in möglichst kurzer Zeit durch eine direkte Nachfrage beim Hausarzt einholen. Eine qualitativ gute Informationsbasis bedeutet für uns, dass wir die Patienteninformationen von den Hausärzten in der Regel in elektronischer Form erhalten, sodass wir sie gut und schnell bearbeiten und in unserem erfassen oder – noch besser – teilweise sogar direkt in unser System übertragen können.» Dies klingt jedoch einfacher, als es tatsächlich ist, denn nicht alle Hausärzte in der Umgebung arbeiten mit dem gleichen System, um ihre Patienteninformationen mit wenig Aufwand elektronisch an das Spital Langenthal weiterleiten zu können.
Um hier in einem ersten Schritt Abhilfe zu schaffen, hat die SRO AG einen Anmeldebogen entwickelt, mit welchem die Hausärzte seit diesem Sommer ihre Patienten anmelden sowie die entsprechenden Patientendaten hochladen und gesichert an die SRO AG übermitteln können. Dr. med. Wenemoser: «Diese Plattform stellt sicher, dass wir die wichtigsten Informationen von Patienten immer strukturiert erhalten, bevor die Patienten zu uns kommen. So können wir die vorliegenden Unterlagen des Hausarztes durcharbeiten und diejenigen Informationen herausfiltern, die für die aktuelle Behandlung massgeblich sind. Das ist zwar noch immer sehr zeitintensiv, aber für die Patientensicherheit ist dieses Vorgehen unerlässlich, damit wir über allfällige Risiken, Allergien oder über die Vorgeschichte eines Patienten korrekt und möglichst umfassend informiert sind. Nur so können wir beispielsweise auch vermeiden, dass kostenintensive Untersuchungen doppelt durchgeführt werden und eine sichere Behandlung des Patienten gewährleistet bleibt.»
Patientenpfad
1. Patient wird vom Hausarzt für weitere Abklärung ins SRO überwiesen
2. Patient wird stationär aufgenommen
3. Ganzheitliche Betreuung durch verschiedene Fachärzte
4. Evtl. operativer Eingriff
5. Patient wird entlassen
6. Evtl. letzter Nachsorgetermin im Ambulatorium durch Fachspezialisten
7. Hausarzt übernimmt die Nachsorge des Patienten
Zusammenarbeit zählt
Wie wichtig eine ganzheitliche Behandlung und damit auch eine bereichsübergreifende Zusammenarbeit ist, zeigt sich immer wieder, wie Dr. med. Konrad Kowalski, Leitender Arzt Orthopädie, betont: «Die Zusammenarbeit und der Austausch mit den verschiedenen Fachspezialisten innerhalb des Spitals sind ein enormer Vorteil, den unser Haus bietet, denn die Wege sind kurz und die Ärzte kennen sich. So ist es beispielsweise nach orthopädischen Eingriffen bei älteren Patienten absolut sinnvoll, wenn bei entsprechender Indikation auch der Internist und der Geriater einen fachübergreifenden Blick auf den Patienten werfen, denn ältere Menschen haben oft weitere gesundheitliche Probleme, die in der Gesamtbehandlung oder in der Medikation mitberücksichtigt werden müssen. Da ist das Fachwissen der jeweiligen Kollegen sehr wertvoll und dient der ganzheitlichen Behandlung zum Wohl und zur Sicherheit der Patienten.»
«Die Zusammenarbeit und der Austausch mit den verschiedenen
Fachspezialisten innerhalb des Spitals sind ein enormer Vorteil,
denn die Wege sind kurz und die Ärzte kennen sich.»
Dr. med. Konrad Kowalski
Auch die Zusammenarbeit mit weiteren Bereichen wie der Pflege, der Physiotherapie, der Ergotherapie oder auch der Ernährungsberatung und dem Sozialdienst ist wichtig, denn nur so kann, je nachdem, was ein Patient benötigt, sichergestellt werden, dass alle Bedürfnisse abgedeckt werden.
Wenn Medikamente umgestellt werden müssen
Ein ganz wichtiger Faktor ist auch die Abstimmung der Medikamente, wie alle drei Ärzte übereinstimmend betonen. Denn wenn durch den stationären Aufenthalt oder einen operativen Eingriff neue oder zusätzliche Medikamente verabreicht werden müssen, ist es wichtig, dies unter Berücksichtigung von allfälligen bisherigen Medikamenten zu tun. Daher begleitet die klinische Pharmazie im SRO beispielsweise die Ärzte der Orthopädie regelmässig bei der Visite, um bei neuen Patienten die medikamentöse Einstellung zu optimieren oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, die die Patienten bereits einnehmen, zu vermeiden.
Warum Hausärzte so wichtig sind
Während früher Patienten nach einem operativen Eingriff mehrere Wochen im Spital bleiben mussten, werden sie heute oft bereits nach wenigen Tagen wieder entlassen. Doch Patienten zu entlassen, heisst nicht, sie alleine zu lassen, wie Dr. med. Atefy betont: «Wenn Patienten in eine Rehabilitation müssen oder zu Hause Unterstützung benötigen, wird dies von uns organisiert. Es gibt auch Fälle, in denen nach der Entlassung eine letzte Nachkontrolle in unserem Ambulatorium durch den Fachspezialisten notwendig ist, um sicherzustellen, dass der Heilungsverlauf so ist, wie er sein sollte, und man gegebenenfalls die Therapie oder die Medikation frühzeitig anpassen kann.»
Nach einem stationären Aufenthalt ist jedoch in erster Linie der Hausarzt wieder der Ansprechpartner für Patienten, wie Dr. med. Wenemoser erklärt: «Die Patientenbindung zum Hausarzt ist wichtig und wertvoll. Daher ist es unsere Pflicht, den Hausarzt über alle wichtigen Fakten zeitnah zu informieren und ihm die entsprechenden Berichte auf elektronischem Weg zukommen zu lassen. Denn gerade bei veränderter Medikation oder in der Nachsorge ist es wichtig, den Hausarzt zu integrieren und gegebenenfalls auch spezielle Dinge persönlich mit ihm zu besprechen. Hausärzte sind wichtige Partner für uns und wir schätzen den Austausch mit ihnen sehr.»
Insbesondere bei spezifischen Patientenwünschen oder Vorstellungen ist die Rücksprache mit dem Hausarzt unerlässlich, bestätigt auch Dr. med. Kowalski: «Der Hausarzt kennt den Patienten länger als wir und er kann wesentlich besser abschätzen, wie realistisch oder sinnvoll ein Patientenwunsch ist. In einem solchen Fall wird individuell und stets zum Wohl des Patienten eine gemeinsame Entscheidung getroffen. Denn nur durch diese enge Zusammenarbeit aller Beteiligten ist letztlich eine optimale Behandlung unserer Patienten möglich: vor, während und nach einem stationären Aufenthalt.»
Hausarztpraxen unserer Region
Gesundheitszentrum Jura Süd, Niederbipp
Hausarztpraxis Niederbipp
T 032 633 71 71
niederbipp(at)sro.ch
zum Angebot
Gesundheitszentrum Huttwil
T 062 959 61 61
huttwil(at)sro.ch
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Hausarztpraxis Wynau
T 062 916 46 15
hausarztpraxis-wynau(at)sro.ch
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PanoramaPark, Herzogenbuchsee
T 062 955 52 28
info(at)sro.ch
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Text: Nathalie Beck, beckwerk.ch
Fotos: Manuel Stettler, stettlerphotography.ch