Zentrum für Essstörungen und Adipositas
In enger Zusammenarbeit mit den Dienstleistungen des Adipositaszentrums werden Personen mit allen Formen von Essstörungen wie zum Beispiel Anorexie (Magersucht), Bulimie (Ess-Brech-Sucht) oder Binge-Eating Disorder (Ess-Sucht) am SRO ambulant behandelt.
Dies geschieht im Rahmen eines multiprofessionellen Therapiekonzepts. Fachleute aus Medizin, Psychosomatik, Psychotherapie, Ernährungsberatung und Physiotherapie sind dabei nach Bedarf involviert.
Psychotherapeutisch und beraterisch kommen primär kognitiv-verhaltensorientierte sowie systemisch-lösungsorientierte Methoden zur Anwendung. Es werden betroffene Jugendliche ab zehn Jahren und Erwachsene behandelt. Wir sind ebenfalls für die multiprofessionelle Behandlung von Kindern und Jugendlichen (multiprofessionelle strukturierte Individualtherapie MSIT) vom Fachverband Adipositas im Kinder- und Jugendalter akj anerkannt.
Wir gehen bei Essstörungen von einer multifaktoriellen Entstehung aus. In diesem Fall kann das Zusammenwirken von Prädisposition, Sozialisationsfaktoren, Bindungsmustern, Störungen der Hunger- und Sättigungswahrnehmung, Persönlichkeitsfaktoren sowie soziokulturelle Faktoren wie Körperidealen und Gewalterfahrungen eine Rolle spielen. Auch der weitaus grösste Anteil der Menschen mit Adipositas leidet unter Essstörungen und oft weiteren psychischen Komorbiditäten. Diese können die positive Kalorienbilanz (zu hohe Energieaufnahme im Verhältnis zum Verbrauch) durch erhöhte Essmengen und / oder körperliche Inaktivität (sedentary lifestyle) begünstigen. Bei einer Minderheit kommen ursächlich körperliche Grunderkrankungen, wie zum Beispiel Hormonstörungen oder seltene, angeborene Syndrome, dazu. Essverhaltensstörungen sind unabhängig vom Gewicht explizit psychosomatische Erkrankungen und sollten im Interesse einer besseren Prognose so früh wie möglich behandelt werden. Dabei gehen wir im ZESA wie folgt vor:
Drehscheibe des Angebots ist die Indikationssprechstunde, in der die uns zugewiesenen Patient*innen erstmals beurteilt werden. In der Regel wird eine interdisziplinäre Behandlungsstrategie empfohlen und geplant. Zu Beginn der Behandlung erfolgt ebenfalls eine Abklärung des körperlichen Zustandes inklusive der Messung verschiedener Laborwerte. Wir legen grossen Wert auf eine enge Zusammenarbeit mit der beteiligten Ärzteschaft.
Der Therapieerfolg und die weitere Indikationsstellung werden regelmässig im Rahmen unserer Teamintervisionen besprochen und die Behandlung bei Bedarf neu ausgerichtet. Die Therapiedauer ist im Schnitt auf zwei Jahre angelegt, um nachhaltige Verhaltensänderungen zu ermöglichen. Bei Patient*innen mit BMI < 14 kg/m2 wird der Start der ambulanten Behandlung besonders sorgfältig geprüft und unter Umständen nur provisorisch oder als Überbrückung bis zu einer stationären Therapie aufgenommen.
Das Team des Adipositaszentrums unterstützen wir mit psychiatrisch-psychotherapeutischen Abklärungen für bariatrische Eingriffe und mit der Psychotherapie in der Nachsorge gemäss SMOB-Richtlinien. Zudem übernehmen wir psychodiagnostische Abklärungen vor plastisch-chirurgischen Eingriffen sowie konsiliarische Beurteilungen bei essstörungsbedingten Zahnschädigungen in Zusammenarbeit mit der Zahnmedizin.
Wir sind ebenfalls spezialisiert für die Beratung bezüglich Psychopharmaka-Therapie bei Adipositas/Essstörungen und die Langzeitbetreuung von Patient*innen mit chronischen Gewichts- und Essproblemen in therapeutisch anspruchsvollen und komplexen Situationen.
Auch die Beratung von Angehörigen und anderen Bezugspersonen (zum Beispiel Arbeitgebende, Lehrpersonen) ist uns ein grosses Anliegen. Wir übernehmen diese bei ausreichender Kapazität selbst oder verweisen an entsprechende öffentliche oder private Anlaufstellen. Für den Bereich Prävention und Gesundheitsförderung sowie Vernetzung pflegen wir eine enge Zusammenarbeit mit der Berner Gesundheit (BEGES) und der Fachstelle Prävention Essstörungen PEP. Für stationäre Aufenthalte empfehlen wir regional die Klinik Wysshölzli in Herzogenbuchsee.
Auch setzt sich das ZESA als Mitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Essstörungen SGES für die Vernetzung von Fachpersonen im Bereich Essstörungen, die Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten für Menschen mit Essstörungen in der Schweiz, die Erhöhung der Aufmerksamkeit für gesellschaftliche Fehlentwicklungen im Bereich Essen und Körper und die Vernetzung von Forschungsaktivitäten im Essstörungsbereich ein.
Kontakt und Anmeldung
Möchten Sie sich bei uns anmelden? Nehmen Sie idealerweise Kontakt mit Ihrer Hausarztpraxis auf. Diese wird eine entsprechende Zuweisung an die richtige Stelle veranlassen. Selbstverständlich können Sie auch direkt mit uns Kontakt aufnehmen.
ZESA - Zentrum Essstörungen und Adipositas
Hauptgebäude, 2. OG
T 062 916 33 44
zesa(at)sro.ch